William Shakespeare - 154 Sonette

Sonett XLIX

Dereinst – nie mög’ uns kommen solche Zeit! –
Wann zürnend du mit meinen Fehlern schmälest,
Wann deiner Liebe Summe, mir geweiht,
In letzter Rechnung kalt du überzählest;
Wann fremd dein Blick an mir vorüberschweift,
Du kaum mich grüßt mit deiner Augen Sterne,
Wenn deine Lieb’ ihr Selbst nicht mehr begreift,
Mit Gründen zeigt, warum sie mir nun ferne –
Verwahren will ich mich vor solcher Pein
In meines Herzens mir bewußtem Werthe;
Doch diesen Arm will deinem Recht ich leih’n,
Ob auch dein Kaltsinn gegen mich es kehrte.
Mich zu verlassen, ist gestattet dir,
Kein Recht gewähret dich zu lieben mir.

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