William Shakespeare - 154 Sonette

Sonett LXXVII

Es zeigt dein Spiegel deiner Reize Schwinden,
Die Uhr der köstlichsten Minuten Flucht;
Die weißen Blätter mögen drum verkünden
In dieser Lehre deines Geistes Frucht:
Die Runzeln, die dein Spiegel wiederstrahlet,
Sie mahnen dich an offner Gräber Ruh’,
Des Seigers rasch entschwundner Schatten malet,
Wie schnell die Zeit der Ewigkeit flieht zu.
Was im Gedächtniß du nicht kannst umfassen,
Den leeren Seiten magst du’s anvertrau’n,
Die Kinder, die aus deinem Hirn entlassen,
Verwandt auf’s Neu’ wird so dein Geist sie schau’n.
Thust dieses du, so oft du blickest hin –
Wird’s bringen dir und deinem Buch Gewinn.

Voriges Kapitel TitelseiteNächstes Kapitel

 

Mystikonline-Startseite - © Copyright 2025 - Susanne Albers - Kiehlufer 125 - D 12059 Berlin