William Shakespeare - 154 Sonette

Sonett LXXXI

Mag lebend ich die Grabschrift einst dir dichten,
Magst dau’rn du, wenn ich längst des Grabes Raub;
Dein Angedenken kann kein Tod vernichten,
Bin auch vergessen ich mit meinem Staub’.
Unsterblich wird dein Nam’ hinieden leben,
Wenn todt ich einst, vergessen von der Welt;
Mir kann die Erd’ gemeines Grab nur geben,
Wenn Menschenauge deine Gruft enthält.
Ein Denkmal wird mein Liebesvers dir sein,
Daß ihn noch ungeborne Augen lesen;
Der Nachwelt Mund dereinst erwähne dein,
Wenn die Geschlechter dieser Zeit verwesen.
Du lebest fort in meiner Lieder Zeilen,
Auf leisem Lippenhauch wirst stets du weilen.

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