William Shakespeare - 154 Sonette

Sonett XC

So hasse mich – mir gleich, wenn du gewillt,
So lang’ die Welt noch meine Thaten schändet,
Daß meines Unglücks Maß, durch dich gefüllt,
Des Schicksals Groll nicht spät an mir verschwendet.
Ach! wenn mein Herz entronnen ist den Sorgen,
Nicht zeig’ im Nachtrab dich besiegter Pein,
Dem nächt’gen Sturme gieb nicht düstern Morgen,
Laß sichrer Noth verfallen mich nicht sein.
Nicht thu’s zu spät, wenn du mich willst verlassen,
Nicht thu’s, wenn ausgetobt die kleinen Schmerzen;
Im Anlauf komm’, daß ganz ich mag erfassen
Des Schicksals tiefstes Weh’ in meinem Herzen.
Muß andres Elend jetzt ich trüb beweinen,
Es kann, verlier’ ich dich, nur leicht mir scheinen.

Voriges Kapitel TitelseiteNächstes Kapitel

 

Mystikonline-Startseite - © Copyright 2025 - Susanne Albers - Kiehlufer 125 - D 12059 Berlin