William Shakespeare - 154 Sonette

Sonett CXI

Wohl magst du meinem Mißgeschicke grollen,
Der Göttin, die verschuldet meinen Fall,
Zum Leben wollt’ sie mir nichts Beßres zollen,
Als feile Kunst mit feiler Sitten Wahl.
So trägt mein Name der Beschimpfung Brand,
So zeigt erniedrigt tief mein ganzes Leben
Des Schmachgewerbes Spur, wie Färbers Hand;
Ach, könnt’ dein Beileidswunsch mir Andres geben!
Als will’ger Kranker will ich gerne trinken
Den Essigtrank, daß er gesund mich macht.
Nicht soll mir bitter je das Bittre dünken,
Die Buße nicht, die Strafe sich erdacht.
Beklage mich, und laß versichern dir,
Dein Mitleid bringt Genesungswonne mir!

Voriges Kapitel TitelseiteNächstes Kapitel

 

Mystikonline-Startseite - © Copyright 2025 - Susanne Albers - Kiehlufer 125 - D 12059 Berlin