Es lügt das Wort, das einst ich dir geschrieben:
„Nie könnte heißer meine Liebe sein!“
Ich wüßte nicht, welch Grund mir sei verblieben,
Daß meine Flamme glüh’ mit hellerm Schein.
Doch wenn die Zeit, an Zufallslaunen reich,
Gelübde bricht und fürstlich Machtgeheiß,
Schönheit zerstört, das Spröde machet weich,
Und starren Sinn entführet dem Geleis:
Ach! soll ich, fürchtend die Gewalt der Zeit,
Denn sagen nicht: „Nun lieb’ ich dich zumeist!“
Versichert ihrer Unbeständigkeit,
Nicht krönen heut’, was Morgen mir entreißt?
Lieb’ ist ein Kind, es hört auf Schmeichelwort,
Durch Reden leicht gedeiht es fröhlich fort.