William Shakespeare - 154 Sonette

Sonett CXXVI

O du, mein holder Knabe, dessen Macht
Der Zeiten Sens’ und Stundenglas bewacht,
Der schwindend wuchs, und offen uns gelehrt,
Wie welk sein Freund, da Blüthe dir gewährt;
Wenn dich Natur, die Herrin aller Welt,
Im Vorwärtsgehen stets zurückehält,
So hat sie durch dein Weilen nur gesucht
Zu spotten der Zeit und der Minuten Flucht;
Doch fürchte sie, du Liebling ihrer Lust!
Nicht ewig hegt sie dich an theurer Brust,
Wenn spät auch, wird ihr Ruf an dich ergeh’n,
Sie giebt dich hin, du mußt ihr Antwort steh’n.

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