William Shakespeare - 154 Sonette

Sonett CXXXIX

Versuche nicht, die Unbill zu beschönen,
Mit der du lieblos willst mein Herz betrüben;
Dein Mund, doch nicht dein Auge mag mich höhnen,
Brauch’ deine Kraft, doch mögst nicht List du üben.
Sag’, daß du Andre liebst; doch bin ich bei dir,
Laß deine Augen dann nicht seitwärts spielen;
Wozu schlägst listig du die Wunde mir,
Da offne Macht ich schutzlos müßte fühlen?
Laß mich entschuld’gen dich; der ist’s bekannt,
Dein holder Blick sei feindlich mir gewesen,
Drum hast die Feinde du von mir gewandt,
Daß ihr Geschoß sich Andre mag erlesen.
Doch thu’ es nicht; o gieb mir ganz den Tod,
Dein Blick erlöse mich aus meiner Noth.

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