William Shakespeare - 154 Sonette

Sonett CXLII

Lieb’ ist mein Fehl, dein Haß ist Tugendsinn,
Haß meiner Sünd’, gehegt in sünd’ger Lieb’;
Doch stellst mein Thun du neben deines hin,
Nicht findest du, daß Tadel auf ihm blieb;
Und wenn: nicht tadel’ es mit deinem Mund,
Der seinen Purpurschmuck hat frech entwürdet,
So oft als mein, zu falscher Lieb’ Urkund’;
Und fremdem Bette Zins hat aufgebürdet.
Verstatte mir, zu lieben dich, wie diese,
Die zärtlich sucht dein Blick, wie ich dich such’;
Pflanz’ Milde in dein Herz, daß auf es sprieße,
Und deine Mild’ verdiene milden Spruch.
Willst suchen du, was streng du willst versagen,
Wird’s dir, nach eignem Beispiel, abgeschlagen.

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