William Shakespeare - 154 Sonette

Sonett C

Wo bist du, Muse, und vergißt so lang,
Zu rühmen, was dir deine Macht verleiht?
Giebst du dein Feuer hin an schlechten Sang,
An Niedres deine Verse, bald bereut?
Kehr’ um, vergeßne Mus’, und büße jetzt
In edlen Versen die verlorne Zeit!
Dem Ohre sing’, das deine Lieder schätzt,
Und deiner Feder Stoff und Form verleiht.
Sieh’, böse Muse, meinen Liebsten an,
Obschon die Zeit ihn zu befurchen weiß;
Verspotte sie, wenn solches sie gethan,
Und ihren Raub gieb der Verachtung Preis.
Gieb Ruhm ihm, stärker als der Zeit Gewalt,
So wahrst du ihn vor ihrer Sichel bald.

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